Wie man den Hund an ein Baby gewöhnt

Das Rudel wächst, zu unserem geliebten Vierbeiner gesellt sich bald ein kleines Menschenkind und wir stellen uns die Frage, wie unser Hund wohl auf den neuen Mitbewohner reagieren wird. Das Ideal, das jedem Hundebesitzer vor Augen schwebt ist, dass die Fellnase begeistert von dem Winzling ist und gleich die Beschützerrolle einnimmt. Was aber, wenn sie ganz im Gegenteil eifersüchtig reagiert, weil sich ihre Menschen auf einmal nicht mehr allein um sie kümmern? Die gröβte Angst von Hunde- und Menscheneltern ist wohl, dass ihre beiden Schützlinge nicht miteinander kompatibel sind. Um dies zu verhindern haben wir uns heute einmal professionellen Rat gesucht.

Julia Neuen, Hundepsychologin und Hundetrainerin aus München verrät in diesem Beitrag, wie wir unseren Hund am Besten mit dem Baby bekannt machen.

 

Es ist die schönste Vorfreude für ein Paar, die man sich vorstellen kann! Sie erwarten Nachwuchs und die Zeit bis zur Geburt geht mal langsam, aber auch mal schnell vorbei. Aus Erfahrung, da wir selber eine kleine Tochter haben, kann ich nur an alle Eltern da draußen appellieren, dass diese neun Monate extrem wichtig sind um die richtigen Weichen zu stellen, damit ihr Leben mit Baby und Hund harmonisch verläuft und sie nicht am Schluss ihren Hund im schlimmsten Fall sogar abgeben müssen, weil sie diesen Punkt verpasst haben!

Die Verantwortung liegt bei ihnen als Herrchen und ich möchte Sie bei der kleinsten Unsicherheit dafür sensibilisieren, dass Hundepsychologen Ihnen helfen können ein Grundverständnis für die Denkweise ihres Hundes zu bekommen und das Verhalten ihres Hundes besser lesen zu können! Wer mich kennt weiß, dass ich normalerweise satirische Texte schreibe, aber dieses Thema ist ein sehr ernstes und hat mich schon des einen oder andere mal in sehr traurige Situationen im Zuge meiner Tätigkeit als Hundepsychologin, gebracht. Ich will bei Ihnen keine Panik schüren, nur den nötigen Respekt vor ihrer neuen Lebenssituation. Es gibt hunderte Familien, in denen alles gut geht, aber eben auch leider diese unschönen Ausnahmen, die es gilt zu verringern. Ich habe Ihnen eine Checkliste zusammengestellt, die Sie ehrlich beantworten sollten. Sie werden relativ schnell sehen, ob und wenn ja, wie viel Trainingsbedarf besteht!

  1. Wer ist der Rudelführer? Ganz wichtig, ist die Rangordnung klar, entstehen keine Missverständnisse zwischen Ihnen und ihrem Hund. Klarheit im Alltag gibt ihrem Hund Sicherheit und Grenzen sind für Hunde wichtig um sich im Rudel einzuordnen. Sie als Rudelführer entscheiden, wer NEU ins Rudel kommen darf und wer nicht. Schaffen Sie eine klare Rudelordnung durch Konsequenz und klare Regeln.
  2. Ist ihr Hund dominant? Können sie ihm jederzeit seinen Knochen oder Spielzeug abnehmen? Wie verhält er sich mit anderen Hunden oder Menschen, die sie treffen? Hat er ein Problem mit Kindern? Ist ihr Hund zu dominant, setzen Sie wahrscheinlich Ihre Rangordnung nicht klar genug um.
  3. Ist ihr Hund ängstlich? Hat ihr Hund Angst vor Kindern und zum Beispiel hektischen Bewegungen und Lärm? Bellt ihr Hund viel, weil er oft unsicher ist in vielen Situationen? Ein ängstlicher Hund ist ein Hund, der vielleicht nicht genügend Führung bekommt. Diese gibt Sicherheit und trainiert die Bindung. Führung ist nichts Negatives und tut nicht weh!

Das sind die ersten Punkte, die Sie abklären sollten. Können Sie diese Punkte guten Gewissens hinter sich lassen, können Sie ihren Hund auf den Neuankömmling vorbereiten. Bringen Sie ihrem Hund eine der ersten Windeln mit nach Hause um schon einmal daran zu schnüffeln. Sie sind einige Tage im Krankenhaus und haben lauter Gerüche an sich, die ungewohnt sind. Eine Pipiwindel zum Schnüffeln ist eine interessante Aufgabe für seine Nase und ein erster Schritt fürs neue Rudel.

Sie kommen zu Hause an, ihr Hund freut sich riesig, hat er Sie doch so vermisst. Sobald er sich etwas beruhigt hat, lassen sie ihn unbedingt an Ihrem Baby schnüffeln. Kontakt ist wichtig, nur muss dem Hund beigebracht werden, dass er sich vorsichtig zu verhalten hat! Verwehren Sie den Kontakt, ist eine Unsicherheit gegenüber dem Neuen vorprogrammiert, eine Spannung entsteht.

Dog+Baby

Seien Sie immer dabei, wenn ihr Hund mit Ihrem Baby zusammen ist. Je öfter der Hund nun mit dem Baby in den ruhigen Kontakt kommt, umso schneller wird der neue Mitbewohner zum Alltag und gehört zum Rudel. Auch wenn Sie glauben ihren Hund in und auswendig zu kennen, bleiben Sie immer dabei und nutzen die Situationen um ihn zu beobachten, wie er auf das Baby reagiert.

Am Schluss möchte ich Ihnen nicht verheimlichen, was für einen Mehrwert Tiere für Kinder sind! Kinder lernen das auch andere Lebewesen keine Bedrohung sondern eine Bereicherung für unser Leben und die Empfindsamkeit sind, dass Hunde wie Geschwister sein können. Ein bester Freund, der immer für dich da ist und mit dem du dein Eis teilen kannst. Ja, unsere Omas und Opas mussten sich an diesen Anblick erst gewöhnen, aber das Immunsystem unserer Tochter ist ein wahrer Segen!

 

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1 Comments

  1. Hallo,
    das Thema Kind und Hund ist sehr wichtig für werdende Eltern.
    Das Frau Neuen aber immer noch an die Windeltaktik von vor vierzig Jahren glaubt, kann ich nicht fassen 🙂
    Es spielt keine Rolle für den Hund, eine Windel vor der Nase zu haben. Fakt ist: das Baby hat seinen eigenen Geruch und natürlich auch den der Mutter. Wenn Papa vom Krankenhausbesuch wieder zu Hause ist, bekommt der Hund neue Gerüche zu schnüffeln (natürlich auch vom Baby). Also ist es unnötig und veraltet. Das ist genauso alt wie die Geschichte: “tunk deinen Hund in seine Pfütze, so wird er stubenrein”. Ansonsten möchte ich dem noch zufügen, dass es auch wichtig ist, den Kindern und Krabbelkindern klar zumachen, dass Körbchen und Fressnapf tabu sind. Denn auch ein Hund brauch seine Ruhephasen und ist eben kein Geschwisterchen.
    Liebe Grüße
    Nadine von der Hunderosa

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